LEADERSHIP

Plädoyer für den weltweiten freien Datenverkehr

In meinem Artikel über meine wichtigsten Erkenntnisse aus Davos habe ich Anfang dieses Jahres aufgezeigt, inwiefern unsere Welt mehr Zusammenarbeit und Resilienz erfordert. Die Globalisierung wird in Frage gestellt; Geopolitik hat noch nie zu mehr Unsicherheit geführt; die Digitalisierung wird als Chance, aber auch als neue Risikoquelle gesehen. Im Rahmen dieser Trends entstehen immer mehr Hindernisse für den weltweiten freien Datenverkehr, besonders in Form von Anforderungen für die lokale Datenspeicherung. 

Viele der Dienste, die wir im Alltag nutzen, wie etwa Online-Shopping oder Online-Reisebuchungen, aber auch viele Branchen unserer Kunden (Fertigung, Lebensmittel, Pharmaindustrie) stützen sich auf den weltweiten freien Datenverkehr. Der freie Datenverkehr ist also nicht nur für unseren Technologiesektor wichtig, sondern für die gesamte Wirtschaft. Nach Angaben der Global Data Alliance haben Datenübertragungen bereits 2,8 Billionen Dollar zum weltweiten BIP beigetragen.

Das Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum = WEF) setzt sich seit langem für den weltweiten freien Datenverkehr ein, genauer gesagt für einen „freien und vertrauensvollen Datenfluss“ (Data Free Flow with Trust = DFFT), ein umfassendes Konzept zur Erleichterung des vertrauensbasierten Datenaustauschs. Das WEF beschreibt dies als eine Vision für den Datenverkehr, bei der Offenheit und Vertrauen im Datenverkehr koexistieren und sich gegenseitig ergänzen. 

Bemühungen für mehr Kompatibilität und Interoperabilität nationaler Datenvorschriften 

Es gibt ein neues Whitepaper über die jüngste WEF-Studie zu diesem Thema: „From Fragmentation to Coordination: The Case for an Institutional Mechanism for Cross-Border Data Flows“. Ich freue mich, dass Splunk für seine Mitwirkung in den Danksagungen zu finden ist – an dieser Stelle geht mein besonderer Dank an Clara Lemaire für ihren Beitrag dazu. 

Meiner Ansicht nach bietet dieses neue Whitepaper drei wichtige Erkenntnisse:

  1. Die Vorteile des freien Datenverkehrs waren noch nie so klar wie jetzt, und trotzdem gab es noch nie so viele neue gesetzliche Auflagen, die den Datenaustausch einschränken. Laut dem Whitepaper zeigen Untersuchungen, dass dieses Jahr bisher jeden Tag neue Data Governance-Regeln von Europa, den G20-Staaten und der Schweiz vorgeschlagen wurden.

  2. Fragmentierung bei Datenlokalisierung und Regulierung kann sich negativ auswirken. Für Unternehmen bedeutet die Vervielfachung von Datenlokalisierungsmaßnahmen wirtschaftliche Unsicherheit, Compliance-Risiken, Exporthindernisse und mehr. Große Unternehmen haben Schwierigkeiten, Schritt zu halten, und für kleine bis mittlere Unternehmen ist das noch viel schwerer. Die dem Whitepaper zugrunde liegende Studie ergab, dass Datenlokalisierungsvorschriften das Wirtschaftswachstum behindern, da sie die Technologie- und Betriebskosten erhöhen und Innovationen einschränken.

  3. Wir brauchen eine eigene internationale Institution für den Datenverkehr. In diesem Whitepaper wird die Einrichtung einer neuen Institution unter dem Dach der G7 gefordert, die die Interoperabilität der einzelnen nationalen Datenvorschriften beschleunigen soll. Was bedeutet das in der Praxis? Die Einzelstaaten können weiterhin nationale Datenvorschriften einführen, werden jedoch zur Zusammenarbeit mit anderen angehalten, um die negativen Auswirkungen auf den Datenverkehr zu verringern. Das WEF sieht die neue Institution als wichtige, strategische Einrichtung, über die die Beteiligten Wissen austauschen, Nachweise und Fallstudien entwickeln, bewährte Verfahren teilen und praktische Lösungen erproben können“.

From Fragmentation to Coordination: The Case for an Institutional Mechanism for Cross-Border Data Flows

Was sind die nächsten Schritte?

Das Whitepaper wurde den G7-Staaten zur weiteren Diskussion vorgelegt, als Japan die G7-Präsidentschaft innehatte, das sich bereits seit 2019 für die DFFT-Initiative einsetzt. Ich freue mich, dass die WEF-Empfehlungen von den Ministern für Digitales der G7 auf dem jüngsten Gipfel in Hiroshima größtenteils angenommen wurden. 

Die Minister der G7-Staaten haben sich darauf geeinigt, die neue Institution in den kommenden Monaten ins Leben zu rufen – ein sehr erfreuliches Ergebnis. Diese neue Institution ist allerdings nur der erste Schritt zur Schaffung einer globalen Governance für den freien Datenverkehr. 

Unserer Meinung nach könnte die neue Institution eine Chance für die liberalen Demokratien der G7 sein, um folgende Ziele zu erreichen: 

  • Erneut bekräftigen, wie wichtig der freie Datenverkehr ist – eventuell durch die Verabschiedung einer gemeinsamen Grundsatzerklärung
  • Sicherstellen, dass neue Einschränkungen für den Datenverkehr immer gemeinsam festgelegte Kriterien erfüllen
  • Vorantreiben der Entwicklung von Mechanismen und Ressourcen, die Unternehmen helfen, sich in dieser fragmentierten Welt aus Vorschriften und Regeln zurechtzufinden

Wir sind jederzeit bereit, das WEF und die G7-Staaten bei der Weiterentwicklung dieser Ideen zu unterstützen. 

*Dieser Artikel wurde aus dem Englischen übersetzt und editiert. Den Originalblogpost findet ihr hier.

Petra Jenner
Posted by

Petra Jenner

Petra Jenner ist Senior Vice President und General Manager für Europa, den Nahen Osten und Afrika bei Splunk. Vor ihrer Tätigkeit bei Splunk war Petra sechs Jahre lang bei Salesforce in verschiedenen Funktionen innerhalb der EMEA-Region tätig, zuletzt als General Manager, Senior Vice President mit Verantwortlichkeit für Osteuropa und die Schweiz. Während ihrer mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Technologiebranche begleitete sie bereits diverse Führungspositionen, unter anderem bei Microsoft, Checkpoint und Pivotal. Petra hat einen Master-Abschluss in Wirtschaft und IT und studierte Internationales Management an der Stanford Graduate School of Business in Singapur.